Kapitel 5 aus dem CHANGE JOURNAL »
Und? Heute schon FOMO gehabt? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, schließlich ist das Phänomen des „Fear Of Missing Out“ weiter verbreitet als ein Schnupfen im November. Es handelt sich um dieses ungute Gefühl, etwas in den sozialen Kanälen zu verpassen, wenn man mal offline ist. Die Buddies vernachlässigen, die Community enttäuschen, nicht präsent sein, zur Randfigur werden – Ängste wie diese zwingen uns dazu, vom Aufwachen bis zum Einschlafen zu chatten, zu posten, zu whatsappen – nonstop.
So groß die Kraft der Verführung des Internets ist, so klein sind unsere Fähigkeiten zum Maßhalten.
Tatsächlich ist eine Mediennutzung, die dem Verhalten eines Alkoholikers oder Junkies gleicht, kein schriller Einzelfall – im Gegenteil. Die ganze Gesellschaft ist so angefixt von Tweets, Mails und Postings, dass Kontrolle und Regulation innerhalb der Gruppe gleich null sind. Keiner ist alarmiert, keiner sagt: Jetzt ist aber mal gut! Und schon checken wieder alle ihre Accounts.
Damit das ganz klar ist: Für mich sind facebook, Twitter und Instagram keine Werkzeuge des Teufels. Die sozialen Medien machen uns flexibler, wir lernen von den Erfahrungen anderer Menschen und halten uns auf dem Laufenden.
Doch wie immer macht auch hier die Dosis das Gift. (Deshalb gefällt mir der Begriff des Digital Detox, also digitale Entgiftung, so gut, er passt einfach wie die Faust aufs Auge.)
Und dass die Dosis viel zu hoch ist, das zeigen Daten und Fakten:
- 61% geben zu, internet-abhängig zu sein.1
- 50% kommunizieren lieber digital als persönlich.1
- Durchschnittlich 1 Stunde und 58 Minuten nutzen wir soziale Medien/Messenger pro Tag.2
- Im Schnitt sind wir bei acht verschiedenen Diensten (Social/Messaging) Mitglied.2
- Der durchschnittliche Angestellte benötigt 2 Stunden täglich, um sich von digitalen Ablenkungen wieder auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren.1
- 43,5% würden ihren Rechner als eins von drei Dingen mit auf die einsame Insel nehmen.3
- 66% können keinen Urlaub ohne ihren PC verbringen.3
- 2016 lag die TV-Nutzung bei 239 Minuten, das sind 4 Stunden. Pro Tag.4
Die Liste lässt sich fortsetzen, das Bild wird nicht besser: Da hat eine ganze Gesellschaft die Hoheit über Souveränität, Freiheit und Zeitgestaltung aufgegeben. Auch wenn das hart formuliert ist: Die Zahlen und die daraus resultierenden Konsequenzen sind erschreckend, zumindest in meinen Augen.
Ich weiß natürlich nicht, wie es bei dir aussieht, wo du stehst, wie „vergiftet“ du bist – weißt du es? Ganz ehrlich?
Ich schlage vor, dass du dir einfach mal ein genaues Bild zu verschaffst. Von dir selbst. Beobachte zwei, drei Tage deine Mediennutzung. Kleine Wette: Wenn du das auf ein Jahr hochrechnest, wird dir wahrscheinlich schwindelig werden.
Nun kannst du die Probe machen: Tracke vier Tage lang, wie viel Zeit du digital verbringst und drei Tage lang, wie viel weniger du digital konsumieren kannst. Und wie viel mehr Zeit du für das analoge Leben pro Jahr haben könntest!
Also, los geht’s, raus mit dem digitalen Gift, rein mit Souveränität und freier Zeit!
So kannst du tracken, wie viel Zeit du mit digitalen Medien verbringst und wie viel Zeit du aktiv einsparen kannst:
1DigitalDetox.org 2016, 2GlobalWebIndex.net 2016, 3Studie von Intel und CN St. Gallen 2009, 4Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren, laut Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung