Kapitel 24 aus dem CHANGE JOURNAL »
Da du dieses Journal gerade in Händen hältst, ist die Wahrscheinlichkeit wohl recht hoch, dass du mit dem Führen eines Journals längst vertraut bist. Vielleicht hat dich diese Form der Selbstbeobachtung schon vor Jahren überzeugt, oder du hast das zumindest schon einmal ausprobiert? Heute lesen und schreiben wir zu allen möglichen Zwecken und zu allen möglichen Gelegenheiten mit einer Vielzahl von Gerätschaften. Sicher hast du – genau wie ich – immer wieder einmal Lust, dir die Zeit zu nehmen, um in einem hübschen Notizbuch zu skribbeln. Und dann scheint dir plötzlich dein Kalender zu sagen, dass dir schlicht die Zeit fehlt, um das häufiger zu tun. Wenn dem so sein sollte, dann warte, bis du die folgenden paar Absätze gelesen hast!
Verhaltenspsychologen wird die Erkenntnis nachgesagt, „Wenn du es beobachten kannst, dann kannst du es auch ändern.“ Google doch vielleicht mal „journaling“ – dann wirst du eine Vielzahl von Artikeln finden, die die Heilkraft und den stressreduzierenden Effekt des Führens eines Journals loben oder dies als perfektes Instrument empfehlen, um einen höheren Grad der Achtsamkeit gegenüber sich selbst zu erreichen. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass das Führen eines Journals nennenswerte Vorteile mit sich bringt.
Der Akt des Schreibens wird auch in deinem Kopf von der linken Hälfte des Gehirns gesteuert, denn diese ist zuständig für analytisches Denken und für rationale Entscheidungen. Während diese Hirnhälfte also beschäftigt ist, kann die rechte Hälfte ihre Ressourcen für die Verarbeitung kreativen, intuitiven und emotionalen Inputs nutzen. Ist dir bewusst, dass der Prozess des Schreibens geistige Blockaden beseitigt und es ermöglicht, zusätzliche Hirnkapazitäten zu nutzen, um dich selbst und andere besser zu verstehen? Während du schreibst, sortiert dein Gehirn eine Menge weiterer Informationen aus Deiner Umgebung. In jedem der Wochenrückblicke der vorigen Kapitel gab es zwei ebenso simple wie kraftvolle Fragen, die du beantworten solltest, bevor es mit dem jeweils nächsten Kapitel weiterging:
Wie ich in Kapitel 2 erläutert habe, solltest du diese beiden Fragen lediglich einmal pro Woche beantworten.
In den meisten Templates wurdest du außerdem dazu aufgefordert, deine täglichen „Highlights“ und „Lowlights“ zu notieren. Das Überdenken Letzterer gab dir die Gelegenheit, Veränderungen hinzuzufügen, um diese Enttäuschungen schon bald zu überwinden.
Das Führen eines Journals ist einfach ein tolles Instrument, um deine Gedanken und Gefühle fließen zu lassen. Dieser Flow selbst ist häufig noch entscheidender als die Struktur deiner Gedanken oder ein paar besonders polierte Formulierungen. Nicht vergessen: Das hier ist kein Schönheitswettbewerb! Dein Journal kann dir sogar noch näher stehen als jeder Austausch mit deiner Familie oder deinem Partner. Warum? Weil es keine Vergangenheit gibt, keine Agenda, keine Bewertung. Dein Journal ist eine sichere Sphäre, um deine tiefsten Gedanken zu formulieren, und zwar ungeschönt, also versuch besser gar nicht erst, etwas zu pimpen oder zu faken. Schon für sich genommen ist das eine ziemlich gute Aufgabe! ;)
Hier einige weitere Vorzüge des Führens eines Journals:
1) Sammle deine Ideen
Wie viele deiner großartigsten Ideen hast du in deinem Leben schon verloren, einfach weil du sie nicht rechtzeitig aufgeschrieben hast? Das ist jetzt vorbei! Mach dir Notizen oder Skizzen davon. Tu was immer dir dabei hilft, sie an einem bestimmten Ort zu bündeln, damit du sie zur Hand hast, wann immer du willst.
2) Werde dir über deine Gedanken und Gefühle klar
Lern dich besser kennen! Indem du regelmäßig notierst, wirst du herausfinden, was dich tatsächlich glücklich und zufrieden macht. Du wirst dir zudem über Situationen und Menschen klarwerden, die dir nicht guttun – was besonders für dein inneres Gleichgewicht von Bedeutung ist.
3) Dokumentiere deine Siege
Was hast du gelernt? Wer hat dir gutgetan und warum? Wo hast du tatsächlich etwas erreicht? In Momenten der Traurigkeit oder der Wut werden diese Erinnerungen nicht nur ein Andenken an bessere Zeiten in deinem Leben sein, sondern dich auch dazu motivieren, neue Ziele und Pläne zu entwickeln.
4) Erhöhe deine Achtsamkeit
Beobachte dich und auch die Welt um dich herum. Übersieh nicht all die kleinen Dinge, die dich beeinflussen. Viele von diesen machen dich happy oder traurig. Notier deine Selbstbeobachtungen und feiere, was dich glücklich macht, aber übersieh dabei nicht die Notwendigkeit, hin und wieder auch über Lösungen für bestehende „Baustellen“ nachzudenken.
5) Reduziere deinen Stress
Sobald du deinen Ärger, deine Traurigkeit, Sorgen, Wut und andere schmerzhafte Gefühle in Worte übersetzt, wird schon dies umgehend dazu beitragen, dass die Intensität dieser Leiden abnimmt. Du wirst zu deiner inneren Ausgeglichenheit zurückkehren und es wird dir erheblich leichter fallen, dich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
6) Komödie = Drama + Zeit
Hin und wieder leiden wir. Ob unter einem Verlust, einer Enttäuschung oder unter was auch immer. Dann kann es hilfreich sein, solche Erfahrungen mit deinem Journal zu teilen. Nach einer gewissen Zeit wirst du auf die Geschehnisse zurückschauen können, und was dir zuvor wie ein einziges dramatisches Chaos erschienen sein mag, das lässt dich plötzlich lächeln. Versuch’s mal!
7) Träum groß
Falls du immer noch fürchten solltest, dass solch ein Journal nichts als eine weitere Last von unnützer Arbeit auf deinen Schultern wäre, dann pimp den Spaßfaktor! Notier dir auch immer mal wieder ein paar völlig verrückt erscheinende Ideen. Wer hat denn je behauptet, dass du dir selbst keine Verrücktheiten gestatten solltest, keine Gedanken, die auf den ersten Blick tatsächlich etwas freaky erscheinen? Leg los und träum groß, denn das könnte jederzeit weitere tolle Ideen entfachen. Erlaub deiner Fantasie, völlig ungezügelt zu bleiben!
8) Schreibe einen Brief
Jemand mag dich aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Und zwar heftig. Oder du stellst fest, dass du etwas für jemanden zu empfinden beginnst. Dann könnte ein persönlicher Brief dir dabei helfen, dich selbst und deine Empfindungen besser zu verstehen. Versuch deine Gedanken und Gefühle so genau wie möglich zu formulieren. Mit dem Abstand einiger Tage, manchmal sogar schon innerhalb von Stunden wirst du diesen Brief noch einmal lesen und ihn vielleicht noch einmal neu schreiben. Beobachte die Veränderungen, die in dir vor sich gehen: Bleiben deine Gefühle unverändert, nehmen sie an Intensität zu oder verlieren sie sich? Obwohl dies in erster Linie eine Aufgabe für dich selbst ist, kann es manchmal dennoch sinnvoll sein, die Risiken in Kauf zu nehmen und jener anderen Person den Brief tatsächlich zu senden!
9) Verfolge deine Ziele
Wie im zwanzigsten Kapitel bereits beschrieben, kannst du dir selbst konkrete Ziele setzen. Aber denk daran, sie in realistische Teilschritte aufzugliedern. Vielleicht motiviert dich dies: Erfolgreiche Leute wie Bill Gates von Microsoft, Steve Jobs von Apple oder Howard Schultz von Starbucks waren alle dafür bekannt, bekennende Journal -Fans zu sein. Sogar Prince hatte ein kleines purple Notizbuch, in dem er Ideen für Songs und Filme sammelte. Ist es nicht erstaunlich, dass diese supererfolgreichen Leute in ihrem stramm gepackten Alltag die Zeit fanden, um ein privates Journal zu führen? Wenn man so darüber nachdenkt – womöglich wurden sie alle überhaupt erst so derartig erfolgreich, weil sie ihre alltäglichen Gedanken und Ideen mit Respekt behandelten und sie nicht einfach verwarfen und wieder vergaßen!
10) Wie man beginnt
Ich habe keine Ahnung, warum die meisten Artikel über das Führen eines Journals einen dazu verleiten wollen, von Anfang an volle 20 Minuten täglich dieser Aufgabe zu widmen. Schon das allein lässt mich prokrastinieren wollen, während ich nur davon lese. Ich habe das in diversen Kapiteln immer wieder gesagt: Wie bei allem anderen kannst du auch beim Journal ganz klein beginnen. Dann steht da eben zunächst nur eine Zeile pro Tag. Wenn du eine neue Routine etablieren willst, dann ist das doch schon ein ziemlich solider Start – jedenfalls aus meiner Sicht. Ich kann dir garantieren, dass du schon bald einen Sog verspüren wirst, der dich einen und dann noch einen und noch einen Satz wird schreiben lassen wollen. Sei aber vorsichtig, deine eigenen Erwartungen nicht zu schnell oder in zu großen Schritten zu steigern. Beschränke dich am Anfang bewusst auf nur ein, zwei Zeilen pro Tag. Später kannst du das immer noch steigern.
Lass es fließen, wann immer dir danach ist. Aber fühl dich dann nicht enttäuscht, wenn du am folgenden Tag mal partout nicht mehr als zwei Zeilen schaffst. Diese Schreibsucht kann man von Woche zu Woche füttern. Und wenn du irgendwann magst, dann schreibst du halt tatsächlich 20 Minuten am Stück.
Falls möglich, such dir dafür ein konstantes Plätzchen. Vielleicht auch eine feste Uhrzeit, aber die ist nicht ganz so wichtig. Der feste Platz wird dir dabei helfen, dem Ritus nachzukommen. Vielleicht hilft es dir auch, täglich einen Fünf-Minuten-Slot im Kalender für diese Aufgabe zu reservieren. Jeder hat da seinen eigenen Trick, der ihn motiviert.
11) Nutze das CHANGE JOURNAL
So ziemlich jede einzelne Idee in diesem CHANGE JOURNAL kann in deinem eigenen persönlichen Journal oder Notizbuch zur Anwendung kommen. Probier sie aus! Was auch immer sich richtig anfühlt und was deinen gegenwärtigen Bedürfnissen entspricht, das ist geeignet... sogar in Kombinationen. Die folgenden Seiten bieten dir genug Platz, um anzufangen. Dann leg mal los – und hab Spaß dabei!